Wie Du ein Sabbatical im Lockdown für Dich und die Familie nutzen kannst

Im März 2020 habe ich mein Sabbatical – also die aufgesparte Auszeit vom Job – angetreten. Jedoch ohne zu wissen, dass sich wegen des Lockdowns alle Plänen ändern werden und trotzdem die Zeit meines Lebens anfängt.

Ich nutzte dieses 9-monatiges Sabbatical für eine lange Reise, fand Abstand und Nähe zu meiner Familie und meine wahre Berufung trotz Homeschooling und Reiseverboten. Und wie auch Du mit 3 Schritten eine solche Reise Deines Lebens antreten kannst, stelle ich in diesem Artikel dar.

Die Entscheidung für das Sabbatical

Was ist eigentlich ein Sabbatical?

Zunächst einmal möchte ich gerne kurz klären, was ein Sabbatical ist. Wikipedia definiert das Sabbatical oder das Sabbatjahr als ein Arbeitsmodell für einen längeren Sonderurlaub. Der Name kommt aus dem Hebräischen ‚sabat‘ und bedeutet mit etwas aufhören, innehalten. Im weiteren Sinnes beschreibt es einen Zeitraum der Teilzeitarbeit oder Freistellung und wird umgangssprachlich Auszeit genannt.

Organisiert werden (Kurzzeit-) Sabbaticals in Deutschland im Rahmen individueller Anspar- und Finazierungsmodelle die auf betrieblicher Ebnene geregelt sind. Man spart ein Zeit- oder Geldguthaben an um sich dann die gewünschte Auszeit zu finanzieren. (Vgl. Pfahl/Reuyß/Mader: Auszeiten – Rauszeiten, 2020)

Im Rahmen des Betriebsvertrages meines Arbeitgebers war es so, dass Auszeiten von bis zu 6 Monaten unterstützt werden. Somit habe ich also bereits ein Jahr zuvor mit der Ansparphase begonnen. D. h. im Klartext die Zeit die Du als Arbeitnehmer nehmen möchtest, sparst Du vorher rein. Du erhältst dann jeden Monat 50% des ursprünglichen Gehalts inkl. aller Versicherungs- und Sozialbeiträge. Du bleibst also weiter angestellt und versichert. Wegen der besonderen Zeit des Lockdowns und der Kurzarbeit konnte ich nach dem abgelaufenen halben Jahr noch drei Monate anhängen. Für mich war das ein idealer Zeitrahmen.

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Sabbatical zuhause

Der Grund für meine Auszeit

Der Grund für meine Auszeit war der Wunsch mir Zeit für mich zu nehmen. Ebenso meinen jüngeren Sohn (11) intensiver betreuen zu können. Ich hatte 14 Jahre lang in Teilzeit gearbeitet. Für die Erziehungszeit habe ich mir jeweils nur 11 Monate pro Kind genommen bis zur Eingewöhnung in die Kinderkrippe. Der Vater konnte zu dieser Zeit nicht zuhause bleiben. Da ich immer in Teilzeit gearbeitet habe, erschien mir die Zeit in der Arbeit und zuhause in den letzten Jahren gut aufgeteilt.

Bis zu dem Zeitpunkt 2019 als mein größerer Sohn mit 14 Jahren beschloß sich für ein Jahr Schüleraustausch nach Amerika zu bewerben. Da hatte ich das dringende Gefühl mich intensiv um die Familie, mich und unser Haus kümmern zu wollen. Und ich hatte Angst etwas zu versäumen bevor das Hause nach und nach leer wird. Denn bisher hatte ich mir nicht die Zeit genommen diese Fülle wahrzunehmen und zu genießen.

Die Formalitäten für die Beantragung des Sabbaticals waren kaum ein Problem. Das Warten auf die Auszeit wurde durch steigenden Arbeitsdruck verkürzt und ich war dann im März 2020 richtig reif für diese Auszeit.

1. Die Reise nach innen antreten

Ziel meiner Auszeit war ja meiner Familie und meinen Kindern näher zu kommen, ganz besonders meinem jüngeren Sohn. Und dazu hatte ich dann dank Lockdown und Schulschließung intensiv Gelegenheit. Wir unternahmen im Rahmen des Lockdowns einige bisher aufgeschobene Handwerks-Tätigkeiten gemeinsam. Z. B. sein Zimmer renovieren, die Wände streichen und sein Bett selber bauen. Jedoch zeigten mir diese gemeinsamen Unternehmungen sehr deutlich auf wie weit wir uns über die Jahre voneinander entfernt hatten.

Richtige Nähe zu meiner Familie erhielt ich erst durch eigene Selbsterfahrung in Form von Onlinekursen und Tagebuchführung, sowie stiller Reflexion. Die Beschäftigung mit den Bedürfnissen meines eigenen inneren Kindes brachte die wirkliche Nähe und Verständnis zu meinen Kindern. Somit trat eine große Reise an, nämlich die Reise zu mir selbst.

Die ersten Schritte im Rahmen des Sabbaticals, tat ich noch mithilfe von geführten Online Programmen. Die Programme bei Homodea von Veith Lindau waren genau das richtige für mich. Darüberhinaus kann ich aber auch die Kurse von Eva-Maria Zuhorst oder Laura Marina Seiler empfehlen. Diese Onlinekurse gaben mir täglich kleine Video-Lektionen vor und stellten gute Fragen um mich selbst zu reflektieren.

Nach und nach kam ich meiner Berufung, meinen Stärken und meinem Sinn immer näher. Dabei habe ich keine konkreten Ziele verfolgt. Ich habe mich darin geübt, meinen Bedürfnissen zu lauschen und meiner Intuition zu folgen. Ich habe meine inneren Antreiber kennengelernt und die Sprache meines Bauchgefühls. Vermutlich gerade deswegen weil ich kein Ziel hatte, habe ich spielerisch und leicht meine wirklichen Wünsche kennengelernt, umgesetzt und gelebt.

2. Mehr Nähe zur Familie durch Abgrenzung

Meine eignen Bedürfnisse kennenlernen

Durch diese tägliche Reflexion habe ich die Reise in mein Inneres angetreten. So wurde ich im Laufe der Wochen zu einer Orientierung für meine Familie. Indem ich mich nicht um sie, sondern hauptsächlich um mich gekümmert habe, konnte ich sie besser sehen. Ich nahm sie wahr als eigenständige Menschen mit eigenen Bedürfnissen und Wünschen. Ich lernte die, wie ich finde, schwierigste Aufgabe der Eltern zu meistern: die eigenen Erwartungen, Projektionen und unerfüllten Träume von den Kindern zu trennen. Sie auf ihrem eigenen Weg zu unterstützen.

Dieser Weg der Kinder weicht manchmal sehr weit von den elterlichen Vorstellungen ab. Vor allem wenn es um die sogenannte‚sinnvolle‘ Beschäftigungen geht. Das Handy gehört im elterlichen Repertoire meist nicht dazu. Wenn ich mich aber hinterfrage, wie oft ich denn das Handy selbst benutze -und sei es auch aus einem noch so sinnvollem Grund- bin ich dann noch ein Vorbild? Warum möchte ich das Handy nutzen oder nicht nutzen, welche Bedürfnisse oder Erwartungen stille ich damit? Bei der Beantwortung dieser Frage komme ich den wahren Bedürfnissen meines Kindes viel näher. Näher als wenn ich mir über mein Kind Sorgen mache oder Vorschläge mache.

Annäherung an meine Kinder

Plötzlich sah ich mein Kind als Person und seine Bedürfnisse nach Abenteuer und Spiel viel deutlicher. Weil ich weil ich meine Bedürfnisse nach Sinn und Austausch kennengelernt hatte.

Auch beim Thema Homeschooling war es zunächst so, dass ich ganz überwältigt war von den Gefühlsausbrüchen meines Sohnes war. Diese vollzogen sich meist am Wochenanfang, wenn er alle Arbeitsaufträge von der Schulplattform erhalten hatte. Er hatte schließlich nicht gelernt sich seine Arbeit auf die Woche eigenständig einzuteilen. Erst als ich mir eingestand, wie sehr auch ich mich umgewöhnen mußte vom Büroalltag. Ein Alltag mit Abteilungschef hin zu einem Alltag im HomeOffice und schließlich zu einer häuslichen Auszeit im Sabbatical. Erst dann konnte ich Verständnis für meinen überforderten Sohn aufbringen.

Diese häusliche Auszeit klingt nämlich zunächst einmal sehr entspannt. Jedoch hatte ich aber einen inneren Antreiber in meinem Kopf. Diesen nahm ich nun sehr deutlich wahr, weil alle Art der Ablenkung wie z.B. Arbeitsalltag wegfiel.

Ich habe diesen Antreiber erkannt und konnte schließlich, nach einigen Übungen, auch seinen Nutzen erkennen. Dieser Nutzen lag darin, dass er mich immer wieder zu motivierte. Mich daran hinderte nicht in ein Loch zu fallen, sondern mich immer wieder mit neuen Aufgaben beschäftigte.

Mein Sohn hat schließlich seine Homeschooling Aufgaben meisterlich bewältigt. Mittlerweile denke ich sogar es wäre ein Segen, wir könnten hieran anschließen mit einem entspannten wechselnden Unterrichtskonzept. Diese Erfahrung der Selbstorganisation war ein Lernen fürs Leben, für seines und auch für meines.

3. Beruf zur Berufung machen, ganz ohne Druck

Ganz nebenbei habe ich mit größter Leichtigkeit meine Berufung als Beraterin und Marketingkreative gefunden. Ich habe meine Weiterbildung abgeschlossen, einen Business- und Finanzierungsplan für eine Teilselbstständigkeit erstellt und eine strategische Website selbst aufgebaut. Das gelang mir durch die Beobachtung und Reflexion von dem was mir Spaß macht und was ich gut kann. Genau darauf lege ich nun meinen Fokus.

Was früher noch ein anstrengender Akt in meinem Leben gewesen wäre, begleitet von innerem Erfolgsdruck, vollzog sich schließlich wie von alleine. Plötzlich war meine Website fertig und ich habe genau das Thema gefunden, das meine Potenziale zum Ausdruck bringt. Diese Leichtigkeit konnte sich einstellen, weil ich gelernt hatte auf mich zu hören und mich zu beobachten. Ich lernte die Sprache meiner Intuition zu verstehen. Ich lernte auch den Mut aufzubringen, meine Bedürfnisse als Mutter und Ehefrau zu äußern und mein Bedürfnis nach Ruhezeiten einzufordern.

Außerdem ist mir klar geworden, dass diese Aufgabe kein abgeschlossener Vorgang ist, sondern ein Leben lang anhält. Wie ein zu trainierender Muskel jedoch, wird diese Aufgabe immer leichter. Je öfter ich aus meiner Komfortzone ausbreche und meine Bedürfnisse zum Ausdruck bringe, desto besser trainiere ich die Fähigkeit Selbstwirksam zu werden.

Schließlich habe ich mich dafür entschieden, meine Berufung mit meinem Beruf zu verknüpfen und in den Alltag zu integrieren. So kann ich diese Auszeit gedanklich verlängern und mich nach und nach an eine Selbstständigkeit gewöhnen und Sicherheit gewinnen.

Mein Fazit als Rückblende

Fast ein Jahr später bin ich heute wieder zurück im Beruf und in Teilzeit im HomeOffice und ich bin wahnsinnig dankbar für diese Erfahrung. Die Reise nach innen angetreten zu haben, die Annäherung an die Familie und das Auffinden meiner Berufung erfüllt mich. Alles war genauso wie es sein sollte. Mich mit mir und meinen Bedürfnissen, Stärken und Vorlieben zu beschäftigen war die beste Investition für einen gelingenden neuen Familienalltag mit einem neuen Bewusstsein zuhause.

Ich kann absolut nachvollziehen wie schwierig sich das Umdenken von einer außenorientierten Arbeit im Büro, hin zu einem Alltag, der sich hauptsächlich in den eigenen vier Wänden abspielt für Familien darstellt. Auf engem Raum wo es plötzlich darum geht, wahrzunehmen, wann ich meine Ruhe brauche und wann mein Kind Zuwendung bzw. Unterstützung braucht ist eine große Herausforderung. Ich kann allen Menschen, empfehlen Zeit für sich zu nehmen. In sich selbst zu investieren um einen neuen harmonischen Familienalltag neu zu definieren.

Gerne unterstütze ich Dich bei dieser Mind-Set Arbeit im Rahmen einer Auszeit oder auch parallel zum Arbeitsalltag. Beides ist möglich. Schau gerne hier auf meiner Website vorbei.

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